4/2021 – Short Distance Walks, 13

In der dritten Welle der Pandemie. Lockdown, Ausgangsbeschränkungen. 

Was geht? … Spaziergänge, einen Bleistift kaufen gehen. Ich lese Texte über das Gehen bis hin zu denen der obsessiven Wanderer – sie bilden ein weitläufiges poetisches Rhizom in meiner Bibliothek mit dichtem Zitatgeflecht. 

Gehen und stehen

»Giacometti liebte es zu gehen, er flanierte durch die Straßen von Paris, zeichnete, machte sich Notizen. Der gehende Mann scheint für Giacometti eine Art Archetyp gewesen zu sein; ein ursprüngliches Bild oder ein Vorbild: sich bewegen, die Gestalt, die ausschreitet und die Arme schwingen lässt, wohin ist sie unterwegs? Was sieht sie? Wir erkennen uns in dieser Gestalt, wir wollen zu anderen Orten, wir sehen andere Dinge, aber Giacomettis Skulpturen haben zwei grundlegende Zustände in der Natur und im Menschen herausgearbeitet und vertieft: sich bewegen und stehen.«

Tomas Espedal, Gehen oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen. Berlin, 2011. S. 141